Gamechanger im Online-Handel: Wie ChatGPT den E-Commerce verändert

von Dominik Grollmann

09.05.2025 Seit OpenAI vor wenigen Tagen seine Idee von der ECommerce-Zukunft präsentiert hat, ist klar: Künstliche Intelligenz wird Shops mit voller Wucht erwischen. Für Online-Händler heißt das: Wer jetzt sein Geschäftsmodell neu denkt, kann viel gewinnen.

 (Bild: dog / Gemini)
Bild: dog / Gemini
Seit wenigen Tagen testet OpenAI   eine neue Funktion, die Produktempfehlungen direkt in die ChatGPT-Oberfläche integriert (siehe "OpenAI testet Shopping-Funktion in ChatGPT"   ). Nutzer erhalten auf konkrete Fragen - etwa zur besten Espressomaschine unter 200 US-Dollar - direkte Produktempfehlungen, inklusive Bild, Preisangabe und Link zum jeweiligen Onlineshop. Der Checkout erfolgt aktuell noch extern, langfristig könnten jedoch integrierte Kaufprozesse folgen.

Diese Funktion ist mehr als ein technisches Gimmick: Sie verschiebt das Machtgefüge im digitalen Handel. ChatGPT wird zum Ratgeber, Suchmaschine und Empfehlungsmaschine in einem - eine Rolle, die bislang von Google, Preisportalen und Vergleichsseiten besetzt wurde.

OpenAI meint es ernst - definitiv!

Im aktuellen Testlauf arbeitet OpenAI mit Shopify   zusammen. Das zeigt: Das Unternehmen bevorzugt offenbar strukturierte Datenquellen mit direktem Zugriff auf das Shopsystem. Zwar könnte OpenAI theoretisch auch Daten per Crawler aus den öffentlich zugänglichen Frontends erfassen, die enge technische Integration mit Partnern wie Shopify bietet aber entscheidende Vorteile:

  • Datenqualität und Struktur: Eine direkte Schnittstelle erlaubt Zugriff auf detaillierte (unpersonalisierte) Produktinformationen, Varianten, Lagerbestände und sogar Abverkaufszahlen. Mit diesen Informationen lässt sich ein erstklassiges und höchst aktuelles Shopping-Angebot aufbauen. Man kann dieses Vorgehen als Indiz werten, dass es OpenAI durchaus ernst meint.

  • Monetarisierungspotenziale: OpenAI kann Shopbetreibern auf diese Weise leicht kostenpflichtige Zusatzdienste anbieten - etwa automatisiert personalisierte Produkttexte, SEO-Optimierungen oder Werbeanzeigen direkt in ChatGPT ("Google Ads für OpenAI").

Praxisbeispiel: Eine Customer Journey mit ChatGPT

Klar - ob und wie E-Commerce mit einer AI funktioniert, wird am Ende der Kunde und nicht das Unternehmen entscheiden. Es liegt aber auf der Hand, dass ChatGPT immer dann stark sein wird, wenn bei komplexen Produkten intensive Beratung gefragt ist. Für einen Test haben wir ChatGPT im durchaus unübersichtlichen Markt für Motorrad-Intercom-Systeme nach einer spezifischen Empfehlung gefragt. Anforderung: Günstig, aber Gruppenkommunikation zwischen Fahrern (mindestens vier) und gleichzeitige Naviansagen. Das Ergebnis: Die KI lieferte eine fundierte und verständliche Marktübersicht, ordnete Marken wie Sena   , Cardo   , Midland   oder Lexin   richtig ein, stellte die Stärken und Schwächen der einzelnen Modelle sachlich da und schloss mit einer klaren Kaufempfehlung ab.

Ein Blick in die Quellenangaben offenbarte: Bis zu dieser Stelle im Dialog verwendete ChatGPT Informationen aus dem eigenen Korpus, der sich aus Herstellerangaben, Erfahrungsberichten aus Foren, Testberichten und Fachzeitschriften speist. Für einen Händler ergeben sich nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten, diese Informationen zu beeinflussen.

Interessanter war allerdings die anschließende Darstellung möglicher Händler: ChatGPT nannte lediglich drei Shops als Empfehlung (bikerspoint24.de   , helmexpress.com   , auner.at   ) - alle drei eher unbekannt. Die Platzhirsche Amazon   und eBay   wurden komplett ignoriert ("keine Fachhändler"). Aber auch die etablierten Anbieter Louis   , Polo   oder FC-Moto   tauchten nicht auf, obwohl sie das gewünschte Produkt sogar günstiger als einige der ChatGPT-Favoriten anboten.

Mögliche Gründe:
  • SEO-Relevanz: An dieser Stelle des Dialogs wechselte ChatGPT vom eigenen Korpus zu einer Websuche (Microsoft Bing   ). Nur Shops mit gut sichtbaren, direkt verlinkten Produktseiten wurden abgefragt.
  • Bekanntheit/Vertrauenswürdigkeit: Nur "bekannte" und "seriöse" Shops wurden bei der anschließenden Preisabfrage überhaupt berücksichtigt. Dabei war ein Kriterium, ob sie oft in Preisvergleichen (z.B. Idealo   , Geizhals   ) vertreten waren.
  • Aktualität und Lagerbestand: ChatGPT erwartete von den Seiten klare Preis-, Lager- und Lieferdaten.
Die Branchengrößen Louis und Polo vermarkteten die Geräte als eigene "Edition" - diese Variation wurde von der KI offenbar nicht berücksichtigt (Stichwort: Qualität der Produktdaten). Außerdem verfolgen die großen Händler meist eine weniger aggressive Preispolitik (Abverkaufs- oder Restpostenaktionen). Dadurch sind sie weniger häufig auf den Preisvergleichseiten gelistet - und für ChatGPT weniger relevant. Beides zusammen könnte die Großen in diesem Fall aus dem Listing gekegelt haben.

Die Karten werden neu gemischt

Das Beispiel zeigt, wie ChatGPT ganz schnell zu einem Gatekeeper im E-Commerce werden kann - gerade bei komplexen Artikeln. Und das Beispiel zeigt auch, dass jetzt die Karten neu gemischt werden: Händler, die ihre Hausaufgaben machen, können derzeit selbst etablierten Anbietern ein schönes Schnippchen schlagen!
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