Leserbrief: "Quelle war kein Versandhändler mehr"
29.06.2009 Voller Überraschung habe ich festgestellt - nun ja meine ich festgestellt zu haben - dass Quelle eigentlich kein Versandhändler mehr war bzw. ist, sondern nur noch eine leere Hülse.
vergeben.
So partnert Quelle seit langem mit DHL. Nicht, dass Quelle, wie viele Versandhändler, die sehr guten Dienste von DHL in Anspruch nimmt. Nein! Quelle hat die Mitarbeiter von DHL schon weit in den eigenen Logistikprozess hinein gelassen. Auch die IT wurde outgesourced. Man betreibt selbstverständlich Factoring und auch die Call Center, wer hätte das gedacht, sind völlig eigenständig. Wer macht eigentlich den Katalog? Macht den Quelle noch selbst oder wurde auch die Erstellung des Katalogs an ein Medienhaus nebst Agentur vergeben?
Am Ende ist es egal, ob Quelle nun 0% oder 100% an den Partner-Unternehmen hält. Getrennte Unternehmen sind weiter voneinander entfernt als Abteilungen einer Firma. Ich weiß wovon ich rede. Ich habe früher selbst als verantwortlicher Manager bei einem der weltweit führenden IT-Outsourcer gearbeitet.
Am Ende gleicht Quelle verblüffend der Adam Opel GmbH. Auch in diesem notleidenden Unternehmen hatte man sich von den wertschöpfenden Tätigkeiten zu Gunsten seiner Zulieferer verabschiedet. Und das ist noch nicht alles. Es ist gang und gäbe geworden, sämtliche Maschinen und Gebäude nicht mehr zu besitzen, sondern nur mehr per Leasing auf Zeit anzumieten. Der Staat mit seiner dies befördernden Gesetzgebung trägt ebenfalls Verantwortung.
Egal, was die Beraterzunft so sagt und empfiehlt, um eine Bilanz zu entlasten und die Eigenkapitalrendite durch die Reduktion des Nenners (Eigenkapital) zu erhöhen. Am Ende spürt der Mitarbeiter direkt und der Kunde instinktiv, dass die Vermögenswerte auf der linken Seite der Bilanz unheimlich klein geworden sind. Und damit macht das Unternehmen einen Sprung aus der Realität in die Virtualität. Was bleibt, ist der nicht fassbare Wert einer Marke.
Doch der Wert einer Marke muss, genauso wie beim Börsenkurs, im gesunden Verhältnis zum Unternehmenswert stehen. Ansonsten platzt irgendwann einmal die Blase und die reine Virtualität wird schmerzhaft sichtbar. Die in einer Quelle sprudelnden Blasen platzen irgendwann. Das gleicht der New Economy.
Mein alter Chef hat immer gesagt, dass sich ein Unternehmen nie in seinen wertvollsten Prozess hineingreifen lassen darf. In den Order to Cash-Prozess. Als Versandhändler will ich noch weiter gehen und dieses Tabu auch auf den Kundengewinnungsprozess ausweiten. Wer seine Kernkompetenzen im Versandhandel abgibt, der darf sich nicht wundern, wenn er in endlosen Meetings mit seinen Partnern feststeckt und schon jahrelang nichts mehr von seinen Kunden gesehen und gehört hat.
Zwar können Verwalter von Service Level Agreements die Verantwortung auf andere abwälzen. Doch am Ende trägt man trotz Vertrag doch als Angestellter die Verantwortung für das Unternehmen und sein eigenes Leben. Dann kann man doch auch gleich selbst arbeiten und die erforderliche Kompetenz im eigenen Haus aufbauen.
Jeder kleine Unternehmer weiß es. Vor dem Erfolg kommt der Schweiß und kein Vertragspapier. Arbeiten Sie direkt für Ihren Kunden und er wird es Ihnen direkt danken.
Dr.-Ing. Horst Lüning, The Whisky Store Theresia Lüning, www.Whisky24.de
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