Otto restrukturiert Logistik und erwägt Entlassungen
21.11.2008 Der Strukturwandel des Versandhandels zwingt die Universalisten immer stärker zu Anpassungen. Nach den großen Einschnitten bei Quelle ist jetzt Otto dran:
Dass die neuen Wettbewerber inzwischen logistisch ganz andere Standards setzen, macht sich im Versandhandel bemerkbar. Längerfristig will Otto eine "next-day"-Regellaufzeit erreichen. Doch mit den bestehenden Strukturen ist das weder prozessual noch kostenmäßig machbar. Nicht in Deutschland, und auch nicht international.
Jetzt stellt Otto deshalb konzernweit die Logistik auf den Prüfstand. Beschlossen wurde dies im Sommer, seit September sind die Mitarbeiter über die laufenden Prüfungsverfahren informiert. Am Ende könnten Mengen bestimmter Standorte vollständig verlagert werden, was mit regionalem Stellenabbau einhergehen könnte. Diese neue Verbundlogistik betrifft jedoch nur wenige Standorte - Hamburg, Hanau, Haldensleben, Graz und Pilsen. Alternativen wären eine andere Verteilung der Warenmengen. Außerdem könnten die Personalkosten in den Verhandlungen eine Rolle spielen. Der Restrukturierungsplan soll im Januar vorliegen.
Derzeit besitzt Otto 14 Standorte in Europa, davon in Deutschland nur fünf. Hinzu kommen allerdings vier Standorte, die von der Tochter Hermes Warehousing Solutions betrieben werden. Dazu zählt z.B. der Betrieb in Hamburg, nicht aber der Betrieb in Hanau bei Schwab. Beide sind gleichermaßen von den Diskussionen betroffen.
In Hamburg arbeiten 2000 Mitarbeiter. Dort soll vor allem die Kommissionierung und Packerei reorganisiert werden. Vor knapp zwei Jahren war dort ein neuer Kreisförderer eingebaut worden. Doch solche Investitionen sind nur ein Faktor bei der Gesamtkosten-Analyse. Witt in Weiden hatte erst jüngst neu gebaut, und Baur ist schon deshalb ein Sonderfall, weil die Tochter Baur Fulfillment Solutions eigenständig am Markt als Warehousing-Dienstleister auftritt. Beide Standorte sind im Bestand nicht gefährdet.
Das gilt auch für kleinere Tochterunternehmen. Alba Moda in Bad Salzuflen wickelt zwar nur gut 1 % der gesamten Konzern-Paketmenge ab, und das auf den ersten Blick mit einem relativ standardisierten Sortiment. Aber die Marke hat hier eine besondere Kraft, so dass deren Prozesse nicht gefährdet werden sollen. Frankonia in Würzburg hat zwar auch einen hohen Modeanteil, aber besondere Herausforderungen durch den Versand von Waffen und Gefahrgut. Manufactum wickelt über einen Dienstleister in Ibbenbühren ab. Otto Office verfügt über spezielle B2B-Logistik.
Auch außerhalb Deutschlands prüft Otto die Logistikstrukturen. In Frankreich gibt es nur einen Standort im "Mail Order Valley" bei Lille. In England hingegen zwei Standorte, und aufgrund des Zukaufs von Universalversand in Österreich verfügt Unito über Läger in Salzburg und Graz.
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