mymuesli schließt letzte Filialen und setzt neue Schwerpunkte

von Stephan Randler

07.07.2023

 (Bild: NH-Pressebild)
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Bild: NH-Pressebild unter Creative Commons Lizenz
Die mymuesli AG   verabschiedet sich komplett aus dem eigenen Filialgeschäft. Denn momentan betreibt der Spezialist für individuelle Müsli-Mischungen zwar noch drei lokale Ladengeschäfte in Passau, München und Geislingen (südlich von Stuttgart). Sowohl die Filiale in Passau als auch der Store in München werden aber noch zum Ende dieses Monats geschlossen, das Geschäft in Geislingen soll ebenfalls zeitnah schließen.
Philipp Kraiss
Philipp Kraiss (Bild: mymuesli AG)
Dass sich mymuesli jetzt aus dem eigenen Filialgeschäft zurückzieht, ist an sich keine Überraschung. Schließlich hatten die Passauer ja bereits vor zwei Jahren angekündigt, den Großteil ihrer Filialen   zu schließen. Begründet wurde dieser Schritt damals damit, dass durch die Corona-Pandemie weniger Kunden in die Läden gekommen waren und daher der Umsatz vor Ort eingebrochen   war. Damals lautete allerdings die Devise, dass zumindest die Läden in Geislingen, München und Passau weiter als Flagship-Stores bestehen bleiben. Dass nun auch diese drei Standorte schließen, hat aber nachvollziehbare Gründe. "Für eine Handvoll an Filialen lohnt es sich nicht, das eigene Filialgeschäft über ein Multichannel-Business weiterzuführen", sagt Philipp Kraiss (siehe Foto), Mitgründer von mymuesli gegenüber neuhandeln.de. "Bis Sommer 2023 haben wir die Schließung des Store-Kanals abgeschlossen." Verschmerzen kann es Kraiss ohnehin, wenn mymuesli selbst keine eigenen Filialen mehr betreibt. "Wir haben unsere eigenen Stores eröffnet, um mit unseren Produkten und unserer Marke offline bei Kunden sichtbar zu werden", weiß Kraiss. "Heute erreichen wir das dadurch, dass unsere Produkte im Lebensmitteleinzelhandel angeboten werden."

Rückzug aus Schweden und Polen

Eine nachvollziehbare Begründung. So finden Verbraucher eine Auswahl an vorgefertigten Müsli-Mischungen von mymuesli beispielsweise in Supermärkten, die mit dem Müsli-Spezialisten aus Passau kooperieren. Auch in den eigenen Filialen waren immer nur vorgefertigte Mischungen verfügbar, während Kunden ja im Online-Shop prinzipiell aus verschiedenen Zutaten ihr individuelles Müsli mixen   können. Dieser Service wurde in den Ladengeschäften aber nicht angeboten, weil die Passauer schlichtweg nicht alle Zutaten für individuelle Mischungen in ihren Filialen bevorraten konnten. Möglich war in den Stores aber, ein eigenes Müsli an einem Tablet-PC anzufertigen. Diese Mischung konnten Kunden dann bestellen und sich nach Hause liefern lassen. mymuesli war im April 2007 als Online-Pureplayer gestartet, die erste Filiale hat man aber bereits 2009 am Firmensitz Passau eröffnet. In den folgenden Jahren kamen weitere Standorte dazu, in Hochzeiten hatte der Müsli-Spezialist rund 50 Stores betrieben. Seit zwei Jahren legen die Passauer wieder ihren Fokus auf das Geschäft im E-Commerce   . Hier konzentriert man sich zudem auf Ländermärkte, in denen mymuesli nach eigenen Angaben eine relevante Größenordnung erreicht hat. Aktiv ist mymuesli daher nach wie vor in der DACH-Region sowie in den Benelux-Staaten und Frankreich. Zurückgezogen hat sich mymuesli dagegen aus Schweden und Polen. In Osteuropa waren die Passauer vor drei Jahren   in einer Testphase gestartet.

Neue Schwerpunkte in Konsumkrise

Laut den zuletzt veröffentlichten Zahlen konnte mymuesli im Geschäftsjahr 2020 einen Netto-Umsatz von 80,3 Mio. Euro   erzielen und ein bereinigtes EBITDA von 5,0 Mio. Euro   erreichen. Aktuelle Zahlen nennen die Passauer zwar nicht. Fest steht aber, dass Ukraine-Krieg, Inflation und steigende Energiepreise gerade auch mymuesli den Handel erschweren. "Unsere Müslis sind Bio-Produkte und kein Grundnahrungsmittel", weiß Kraiss. "Wenn Verbraucher mehr auf ihr Geld achten müssen, bekommen das auch wir zu spüren." Vor diesem Hintergrund legt mymuesli momentan auch seinen Fokus wieder stärker auf Profitabilität und konzentriert sich auf sein Kerngeschäft. "Unsere Stärke ist es, richtig gut auf individuelle Vorlieben und verschiedene Ernährungsstile einzugehen", erläutert Kraiss. "Das wird künftig wieder bewusster unsere Ausrichtung und unsere Innovationen bestimmen". Um weiterhin in Wachstum investieren zu können, hat mymuesli erst vor kurzem zusätzliches Kapital über den neuen Investor Katjes Greenfoods eingesammelt.
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