Rakuten schließt gleich drei Online-Marktplätze in Europa auf einmal
08.06.2016
Deutschland-Geschäft: Mehr Handelsvolumen, mehr Verlust
Kurios in diesem Zusammenhang ist dann aber, dass Rakuten weiter an seinem Deutschland-Geschäft festhält. So konnte die für den deutschen Online-Marktplatz verantwortliche "Rakuten Deutschland GmbH" zwar im vorletzten Geschäftsjahr 2014 das Handelsvolumen auf dem Marktplatz um 17,4 Prozent erhöhen, was man mit einem "steigenden Bekanntheitsgrad der Plattform" und dem Ausbau von Marketing-Maßnahmen begründet. Unterm Strich steht aber ein Jahresfehlbetrag von -8,0 Mio. Euro (2013: -7,0 Mio. Euro). Als Grund nennt die Deutschland-Tochter "anhaltend hohe Anstrengungen zur Integration in den Rakuten-Konzern und Anpassungen an das Rakuten-Konzept". So hatten sich 2014 unter anderem die Personalkosten um über 40 Prozent erhöht, weil die "Rakuten Deutschland GmbH" vermehrt Funktionen des europaweiten Marktplatz-Geschäfts übernommen hatte und deshalb ein Büro in Berlin eröffnet hatte und dazu auch neue Mitarbeiter eingestellt wurden. Bei diesen Zahlen stellt sich daher schon die Frage, warum Rakuten nicht auch gleich seinen deutschen Online-Marktplatz schließt. Doch hier sehen die Japaner nach eigenen Angaben noch "Potenzial für nachhaltiges Wachstum", so dass ein Rückzug aus Deutschland derzeit kein Thema ist. Dabei zeigen die nackten Zahlen doch auf den ersten Blick, wie sehr Rakuten hierzulande auf der Stelle tritt. Zur Erinnerung: Vor fünf Jahren hat der japanische E-Commerce-Riese Rakuten das Shopping-Portal Tradoria übernommen und anschließend in Rakuten.de umbenannt, um aus diesem Web-Portal den führenden Online-Marktplatz in Deutschland zu formen. Tatsäschlich verkaufen über Rakuten.de dezeit aber nach wie vor erst rund 7.000 Händler . Damit stagniert diese Zahl nicht nur schon seit zwei Jahren, als Rakuten.de auch schon auf 7.000 Händler gekommen war . Rakuten ist auch nach wie vor meilenweit entfernt von einem Platzhirsch wie Amazon.de, wo derzeit 55.310 Online-Händler aktiv sind - wie zumindest eine aktuelle Untersuchung des Online-Portals Wortfilter.de besagt. Punkten will Rakuten bei deutschen Handelspartnern im Vergleich zu Amazon.de mit zwei Vorteilen. Zum einen können sich Händler über eigene Shop-Designs bei Rakuten individueller präsentieren als bei Amazon. Zum anderen will Rakuten seine Partner beim Online-Verkauf beraten ("Empowerment"), so dass Händler mehr verkaufen können und Rakuten letztlich mehr Provisionen bekommt. Da die Zahl der Handelspartner aber stagniert, scheinen beide Punkte keine Killerargumente zu sein. Um in Deutschland eine größere Rolle zu spielen, müsste Rakuten daher wahrscheinlich seine Strategie ändern. Davon kann aber aktuell keine Rede sein. Im Gegenteil. Denn weiteres Wachstum versprechen sich die Japaner in Deutschland unter anderem über das neue Gebührenmodell "Rakuten Pro ", bei dem Händler geringere Gebühren bezahlen, wenn sie dafür im Gegenzug bestimmte Services wie schnelle Lieferungen garantieren. Dabei fehlt dabei aber immer noch eine Antwort auf die Frage, warum der Kunde überhaupt bei Rakuten einkaufen sollte - wenn es bei Amazon und eBay mehr Angebot gibt. In Großbritannien ist Rakuten seit Herbst 2011 aktiv, als die Japaner den Online-Marktplatz Play.com übernommen haben, der seit 2014 unter dem Namen Rakuten.co.uk betrieben wird . Den spanischen Online-Marktplatz betreibt Rakuten wiederum seit Herbst 2013. In Europa sind die Japaner zusätzlich seit 2010 auch mit dem Online-Marktplatz Priceminister in Frankreich aktiv, der damals übernommen wurde und - wie der deutsche Online-Marktplatz - nach eigenen Angaben auch fortgeführt wird.Abonnieren Sie unseren kostenlosen wöchentlichen Newsletter!