Billighändler

EU verschärft Kontrollen gegen gefährliche Billigimporte

von Sebastian Halm

21.07.2025 Shein und Temu geraten wegen vermeintlic gefährlicher Artikel in den Fokus der Europäischen Union.

 (Bild: ChatGPT/Sebastian Halm)
Bild: ChatGPT/Sebastian Halm
Die Europäische Kommission erhöht den Druck auf chinesische Onlineplattformen wie Shein und Temu: Nach entlarvenden Funden von gesundheitsgefährdenden Produkten kündigte EU-Justizkommissar Michael McGrath eine konsequente Verschärfung der Marktüberwachung und Produktsicherheitskontrollen an, berichtet der Guardian   .

Im Zuge eines EU-weiten Testkaufs durch sogenannte "Mystery Shopper" traten schockierende Produktmängel zutage. Darunter:
  • Babyschnuller mit ablösbaren Perlen, die leicht verschluckt werden können - ohne die laut EU-Vorgabe vorgeschriebene Luftöffnung, die das Ersticken verhindern soll.
  • Kinderregenmäntel mit giftigen Chemikalien
  • Sonnenbrillen ohne UV-Filter
  • Kindershorts mit zu langen Kordeln, die zur Stolperfalle werden
  • Kosmetika mit Lilial (Butylphenyl Methylpropional) - ein seit 2022 in der EU verbotener Stoff, der Fortpflanzung und Embryonalentwicklung gefährden kann

Diese und andere Beispiele wurden im Rahmen des EU-Warnsystems Safety Gate erfasst, das 2024 mit über 4.000 Warnungen einen Höchststand verzeichnete - mehr als ein Drittel davon betraf Kosmetika.

Marktverzerrung durch unfairen Wettbewerb

Neben dem Sicherheitsaspekt warnt McGrath vor massiver Wettbewerbsverzerrung: Täglich erreichen über 12 Millionen niedrigpreisige Sendungen aus Drittländern die EU - zollfrei, sofern unter 150 Euro Warenwert. Das seien doppelt so viele wie 2023 und dreimal so viele wie 2022.

"Europäische Händler investieren viel Geld in die Einhaltung unserer Standards. Es ist nicht akzeptabel, dass sie mit Akteuren konkurrieren müssen, die diese Regeln umgehen", so McGrath.

Die EU prüft daher Maßnahmen wie eine Abschaffung der 150-Euro-Zollfreigrenze, die Einführung einer Bearbeitungsgebühr pro Sendung und die Einrichtung einer EU-weiten Zollbehörde, um die Kontrolle zu zentralisieren.

Solche Schritte wären vergleichbar mit der US-Politik: Dort hat Präsident Trump die zollfreie Einfuhrgrenze von 800 USD abgeschafft - seit Juni 2025 zahlen US-Kunden bis zu 30?% Steuer oder mindestens 50?USD pro Artikel aus China.

Shein und Temu zeigen sich betont kooperativ

Beide Plattformen reagierten mit öffentlichen Stellungnahmen auf die Kritik: Shein   kündigte Investitionen in Höhe von 15 Millionen USD für Sicherheitsprüfungen an und verweist auf Partnerschaften mit 15 Prüfinstituten in Europa, darunter SGS, TÜV SÜD und Eurofins. 500 Anbieter wurden laut eigenen Angaben von der Plattform verbannt.

Temu   betont ebenfalls ein eigenes System zur Anbieterkontrolle, Produktüberwachung und schnellen Entfernung unsicherer Waren. "Verbrauchersicherheit und Konformität haben für uns höchste Priorität", so ein Shein-Sprecher.

Ob das Thema auch beim EU-China-Gipfel am 25. Juli in Peking auf der Tagesordnung steht, ist noch offen. McGrath kündigte jedoch an, es persönlich gegenüber chinesischen Behörden zur Sprache zu bringen - ein Besuch vor Ort sei bereits geplant.

Für Onlinehändler in Europa ist das ein deutliches Signal: Die Regulierungsintensität gegenüber Billigimporten aus Fernost nimmt drastisch zu. Wer sich an EU-Standards hält, bekommt politische Rückendeckung im Kampf gegen illegale Dumpingkonkurrenz - das könnte mittel- bis langfristig zu faireren Wettbewerbsbedingungen führen.
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