Handmade-Portal: Amazon.de attackiert DaWanda in Deutschland

22.09.2016

 (Bild: Christian Müller)
Bild: Christian Müller
Bild: Christian Müller unter Creative Commons Lizenz
Über den bevorstehenden Start hatte ich bereits im Sommer berichtet   , nun ist es so weit: Der US-Versandriese Amazon betreibt ab sofort auch in Deutschland sein Online-Angebot "Handmade at Amazon   ", auf dem Kunden handgefertigte Produkte von Kunsthandwerkern kaufen können.
Amazon Handmade
Amazon.de nimmt mit "Handmade" neue Zielgruppen ins Visier (Bild: Amazon.de)
So will Amazon.de nun zum einen sein Sortiment um "einzigartige Artikel" erweitern, die im Gegensatz zur Standardware bei Amazon.de nicht industriell gefertigt werden. Zum anderen sollen Kunsthandwerker durch das Handmade-Portal von der großen Reichweite von Amazon.de in Deutschland   profitieren und damit ihr bestehendes Geschäft erweitern. Zum Start verkaufen daher rund 1.000 Kunsthandwerker aus Europa rund 30.000 handgefertigte Produkte auf dem neuen Handmade-Portal - darunter unter anderem Schmuck, Möbel, Bilder und Deko-Artikel. Erhältlich sind diese Produkte aber nicht nur im deutschen Amazon-Shop, sondern auch bei Amazon in Spanien, Frankreich, Italien und UK. Doch nicht nur die Produkte unterscheiden sich vom Standardsortiment, auch die Warenpräsentation hebt sich ab vom üblichen Amazon-Einerlei. So sollen Händler zum Beispiel individuelle Profilseiten anlegen, auf denen sie etwas zu ihrem Hintergrund erzählen und Einblicke in ihre Produktion geben können (Beispiel: Anbieter Klapperglas   ). Um die kleinen Händler bei ihrer Online-Vermarktung auf dem Marktplatz zu unterstützen, bietet Amazon.de unter anderem auch einen Style-Guide an. So sollen sich Kunsthandwerker einfach darauf konzentrieren können, handgefertigte Produkte anzufertigen.

Kritik: "Der klassische Amazon-Kunde hat andere Bedürfnisse"

Optisch unterscheiden sich die Handmade-Shops daher deutlich von den Profilseiten der regulären Amazon-Verkäufer, wo nur die Produkte im Vordergrund stehen (Beispiel: Händlershop von Medimops   ). Dennoch steht auf einem anderen Blatt, ob Amazon.de mit dem Handmade-Portal neue Zielgruppen erreicht, die bewusst keine Massenware suchen. Denn trotz aller optischen Unterschiede bleibt das Handmade-Portal nach wie vor ein Sub-Shop auf dem regulären Angebot von Amazon.de.
Claudia Helming Dawanda
DaWanda-Gründerin Claudia Helming (Bild: DaWanda GmbH)
Aus diesem Grund sieht die Amazon-Offensive jedenfalls auch der direkte Wettbewerber DaWanda    gelassen, der seit knapp zehn Jahren einen deutschen Online-Marktplatz betreibt, der ausschließlich auf den Verkauf von selbstgemachten Produkten und Unikaten spezialisiert ist. "DaWanda bietet Menschen eine Anlaufstelle, die eine Alternative zum industriellen Massenkonsum suchen und die Besonderheit von individuellen Produkten zu schätzen wissen", argumentiert DaWanda-Gründerin Claudia Helming. "Der klassische Amazon-Kunde hat dagegen wahrscheinlich andere Bedürfnisse". Amazon steht in der Tat für Massenmarkt und Mainstream - während Kunsthandwerker eine Zielgruppe bedienen, die Unikate vielleicht doch lieber bei spezialisierten Anbietern aus ihrer Region kaufen. Neben den Kunden müsse Amazon zudem die Verkäufer überzeugen, die bei DaWanda "optimale Rahmenbedingungen   " vorfinden würden, wie Helming argumentiert   . Für einen Erfolg von Amazon spricht allerdings, dass in den USA das Handmade-Portal bereits seit einem knappen Jahr betrieben wird   . Wenn das Angebot in den Staaten keinen Erfolg hätte, würde Amazon damit wohl kaum nach Deutschland expandieren und den Service hier erneut anbieten. In den USA habe sich das Handmode-Portal jedenfalls als ein "großer Hit" erwiesen, wie Amazon betont. Demnach hat es in den Staaten nicht nur ein starkes Wachstum bei den Verkäufen gegeben. Kunden aus anderen Ländern hätten sich zudem Unikate auf ihrem regionalen Amazon-Marktplatz gewünscht. DaWanda verlangt eine Angebotsgebühr von 10 bis 30 Cent pro eingestelltem Artikel, dazu kommt eine Provision auf den Verkaufspreis von fünf Prozent. Amazon wiederum berechnet eine Provision von zwölf Prozent oder eine Mindestverkaufsgebühr von 50 Cent   , falls die Kommission darunter liegt.
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