Bittere Realität: So vermiesen AO, Otto und Saturn den Online-Kauf

21.09.2017

 (Bild: NH-Pressebild)
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Bild: NH-Pressebild unter Creative Commons Lizenz
Eine neue Waschmaschine muss her. An sich kein Problem. Schließlich sitze ich ja an der Quelle und kenne genug Händler, die weiße Ware im Sortiment führen. Doch in der Praxis ist es alles andere als trivial, das passende Angebot in einem Online-Shop zu finden. Weil es die Versender den Kunden oftmals schwerer machen als man glauben mag. Dabei will ich doch nur bequem online kaufen.
Otto Now
"Otto Now": Lange Wartezeit, kein neues Gerät im Angebot (Bild: Screenshot)
Wobei das so vielleicht gar nicht stimmt. Denn immer mehr Verbraucher leihen sich Produkte anstatt sie zu kaufen   . Stichwort: Miet-Commerce. Also wäre das jetzt ja einmal eine gute Gelegenheit, um so einen Mietservice in der Praxis zu testen. Mein Wahl fällt daher zunächst auf das kürzlich gestartete Online-Portal Ottonow.de   , wo neben Technik-Gadgets auch Haushaltsgeräte zur Miete angeboten werden. Im Angebot sind hier allerdings nur vier (!) Waschmaschinen, was nicht gerade einer üppigen Auswahl entspricht. Der Vorteil ist dafür, dass man sich schneller für ein Produkt entscheiden sollte. Mein Wahl fällt dann rasch auf eine Hanseatic-Waschmaschine   , die man für 9,99 Euro im Monat mieten kann. Aber Achtung: Diesen Preis gibt es nur, wenn man sich für 24 Monate an Otto bindet. Von der viel gerühmten Flexibilität bei Miet-Commerce-Modellen kann also keine Rede sein. Es gibt zwar kürzere Mietzyklen. Bei einer Mietdauer über nur drei Monate soll ich dann aber gleich 59,99 Euro im Monat bezahlen. Viel zu viel für ein Produkt, das neu 199,99 Euro im regulären Otto-Shop kostet   .

"Otto Now" hat zu wenig Angebot, AO.de braucht zu lange

Apropos neu: Wenn ich die Waschmaschine mieten will, bekomme ich lediglich ein Gerät in einem "neuwertigen" Zustand - also keine Neuware. Will ich aber meine Wäsche in einer gebrauchten Maschine waschen? Eher nein. Aber es kommt noch schlimmer. Denn der Artikel ist erst "in Kürze vorrätig" und in zwei Wochen bei mir. Das Problem: Ich brauche eine neue Waschmaschine - jetzt. Also gebe ich nach dem Otto-Flop einem anderen Versender eine Chance. Dieses Mal an der Reihe: Der britische Elektronik-Versender AO, der seit Herbst 2014 in Deutschland aktiv ist und sich auf den Online-Handel mit weißer Ware konzentriert   . Sollte also keine Probleme geben. Leider in der Praxis doch: Ich interessiere mich für eine Beko-Waschmaschine, bei der eine Lieferung am nächsten Werktag möglich ist (hier der 21. September). So steht es zumindest auf der Produktübersichtsseite   . Doch ich bleibe skeptisch. Weil zwei Sternchen neben dem Datum stehen - und im Kleingedruckten diese Auflösung folgt: "Der frühestmögliche Liefertermin kann je nach Postleitzahl variieren."
AO Online-Shop
Bei AO dauert die Lieferung doch länger als auf den ersten Blick (Bild: Screenshot)
Nach Eingabe meiner Adresse (bei Stuttgart) ist der frühestmögliche Liefertermin plötzlich erst der 25. September - also längst nicht mehr nur einen Tag nach der Bestellung, sondern fünf Tage später. Für mich ein Armutszeugnis. Schließlich rühmt sich AO damit, eine eigene Lieferflotte zu unterhalten   . Und als Spezialist für weiße Ware sollte man seine Prozesse so optimieren, dass Kunden so schnell wie möglich ihre Bestellung bekommen. Schließlich kauft man eine neue Waschmaschine in der Regel ja, wenn das alte Gerät kaputt geht. Und dann braucht man auch so schnell wie möglich einen Ersatz. Diesen verspricht immerhin die MediaMarktSaturn-Gruppe   bei ihrer Vertriebsmarke Saturn   . Hier gibt es die gewünschte Beko-Waschmaschine nämlich schon innerhalb von nur zwei bis drei Werktagen.
Saturn Same-Day-Delivery
Der Saturn-Service ist nur teilweise "Premium" (Bild: Media-Saturn)
Es kommt aber noch besser. Denn beim Check-Out im Online-Shop bekomme ich als Option vorgeschlagen, dass ich den Artikel bereits in den nächsten drei Stunden erhalten kann. Same-Day-Delivery und eine Kooperation mit dem Kurier-Netzwerk Tiramizoo machen's möglich   . Zusätzlich zu den regulären Versandkosten von 39,90 Euro kostet mich diese "Premium-Lieferoption" aber noch einmal 14,95 Euro extra. Dafür kann ich aber sofort loslegen und muss die Maschine nicht selbst in den dritten Stock schleppen. So gesehen ein fairer Preis. Bei Saturn also alles im Lot? Nicht ganz. Denn auf dem Verpackungsmaterial bleibe ich sitzen. Die Aussage des Kuriers: Hätte Saturn die Ware ganz normal geliefert, hätte ich auch die Verpackung mitnehmen lassen können. Bei Tiramizoo-Zustellungen sei das dagegen prinzipiell nicht möglich. Ich muss gestehen: Die genaue Gesetzeslage kenne ich nicht. Wenn ich aber schon eine "Premium-Lieferoption" buche und insgesamt 45 Euro für den Versand bezahle, fände ich es angemessen, wenn der Service dann auch wirklich einen Premium-Charakter hat. Und dem Kunden die Entsorgung der Verpackung erspart. Begeistern kann mich also auch Saturn nicht. Geschweige denn AO oder Otto.
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